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  • AutorenbildCarmen Schiefer

Praxisbeispiel hämotrope Mykoplasmen – Milarepa, mein eigener Kater

Ich erinnere mich noch genau, es war im April 2016… Unser Kater Milarepa, oder Mila, ist ein ehemaliger schwarzer Wildling, der irgendwann drei Jahre zuvor gekommen ist, um zu bleiben. Zu dem Zeitpunkt lauerte er mir gerne versteckt im Garten auf, und attackierte mich heftig, biss mir vor allem gerne in die Beine, das Blut lief mir nur so runter. Alle hielten mich für vollkommen bekloppt, dass ich ihn nicht verjagte, aber irgendwie wusste ich, dass er nur bei uns eine Chance hat, nirgendwo sonst. Es hat Monate gedauert, bis Mila verstand, dass ich ihm trotz allem nichts Böses tue und fasste langsam Vertrauen. Um die Geschichte ein bisschen abzukürzen: Mila liegt seit Jahren jeden Abend auf meinem Schoß und ist tatsächlich der einzige Kater in 27 Jahren, der so anhänglich ist.


Zurück zu April 2016. Mila ist Freigänger und kam von seinem Mittagsspaziergang. Ganz normal. Ein bisschen Gemaunze zur Begrüßung und mir viel auf, dass er um das Mäulchen Blut hatte. Ansonsten absolut nichts Auffälliges in seinem Verhalten. Die Blutung hörte auch bald auf und ich hatte eine kleine Rauferei oder vielleicht einen Biss in Verdacht. Sicherheitshalber bin ich zum Tierarzt gefahren, denn ihm alleine ins Maul zu schauen ging so gar nicht. Nichts zu sehen, kein frisches Blut, kein geronnenes Blut, alles ok. Nachmittags das gleiche Spiel. Nach dem Fressen wieder frisches Blut am Maul. Also ab zum nächsten Tierarzt. Dort angekommen, kein frisches Blut, kein geronnenes Blut. Diese Tierärztin riet uns allerdings, in die nächste Tierklinik zu fahren und eine Vergiftung auszuschließen.


Also ab in die Klinik. Dort wurde ein Blutbild gemacht und Ultraschall. Das Blutbild zeigte schon eine starke Anämie, Ultraschall war ohne Befund. Verdacht auf Vergiftung erhärtete sich laut Klinikleitung und Mila wurde stationär aufgenommen, intravenös mit Vitamin K versorgt.



Die Anämie schritt voran und es wurden Gerinnungsfaktoren überprüft, auch hier nichts Auffälliges. FIV, FeLV getestet, beides negativ. Alle Tierärzte und Klinikleitung komplett ratlos. Mittlerweile waren die roten Blutkörperchen und der Hämatokrit auf einem lebensgefährlichen Tiefstand und es wurde klar, ohne Bluttransfusionen überlebt unser Kater keine 3 Tage mehr. Wir mussten also innerhalb weniger Stunden mindestens zwei Spender finden, was uns Dank einer guten Freundin auch gelang.

Die erste Transfusion wurde durchgeführt, die Blutwerte dadurch aber nur minimal besser bzw. sanken bis zum nächsten Tag wieder.




Also wurde eine 2. Transfusion durchgeführt, ebenso wie eine Endoskopie des gesamten Rachen- und Magentraktes inklusive Biopsie Maulhöhle, um irgendein malignes/ tumoröses Geschehen zu beurteilen. Auch hier, kein Befund.





Beim Herausziehen des Geräts kam die Tierärztin allerdings an den harten Gaumen und es setzte eine massive Blutung ein. Mila hatte ein winziges Loch im Gaumen, nicht größer als ein Nadelstich und nicht sichtbar. Es hatte sich eine Sickerblutung entwickelt, die bei jeder mechanischen Reizung schlimmer wurde, also fressen, trinken, putzen. Die Ärztin drückte 15 Minuten auf diese Wunde und die Blutung hörte auf und begann auch nicht mehr. Alle waren sehr erstaunt, wie so etwas zustande kommt, Mila und ich waren überglücklich, ihn endlich wieder nach Hause zu bringen.


Jetzt wird alles gut… dachte ich…


9 Tage Klinikaufenthalt und ein total traumatisierter Kater, der die ganzen Tage dort zusammengekauert im Katzenklo verbracht hat. Jetzt war erst mal Päppeln angesagt!

Genau ein Jahr später: das Gleiche. Ich kann Euch sagen, auch Therapeuten verzweifeln, heulen und schreien. Wieder in die Klink, dort sollte wieder eine Endoskopie des Magens gemacht werden. Allerdings hatte ich ja mächtig dazu gelernt und sagte der Ärztin: „Wenn Sie mir erklären können, wie arterielles Blut ohne Erbrechen oder sonstige Symptome aus dem Maul tropft, gerne.“ Hmmm, konnte sie nicht. Stattdessen wollte ich einen Abstrich der Maulhöhle, insbesondere des harten Gaumens, den ich selber ins Labor schicken würde. Sie wüsste zwar nicht, was das bringen sollte, aber bitteschön. Falls da „etwas“ rauskommt, wäre sie aber doch an dem Ergebnis interessiert.


Ich habe auf alle Viren und auch auf Mykoplasmen PCR-Tests machen lassen. Tatsächlich wurde Candidatus Mycoplasma haemominutum nachgewiesen, von den 3 hämotropen Mykoplasmen noch derjenige, der die geringste „Pathogenität“ aufweist.


Unser Haustierarzt versorgte uns mit Antibiotika und innerhalb von wenigen Tagen war alles gut. Und zwar genau 6 Monate lang. Nächster Schub, wieder Antibiotika und jetzt war es soweit… es verbesserte sich absolut nichts mehr! Mein armer Mila lag Tag und Nacht unter meiner Bettdecke und blutete vor sich hin. Fraß nichts, trank nichts, verlor immer mehr Blut. Ich habe wirklich jeden um Hilfe angebettelt, Tierärzte, Tierheilpraktiker, Heilpraktiker, habe Kerzen in Kapellen angezündet. Meine Homöopathiedozentin und Heilpraktikerin empfahl mir ein Mittel und die Blutungen hörten auf.



Ihr ahnt es schon, nach ein paar Monaten der nächste Schub. Im Grunde genommen

hatte Mila über vier Jahre mindestens zweimal jährlich einen Schub mit Sickerblutung. Tierärzte und Klinik hatten keine Behandlungsvorschläge mehr.


2019 war es so schlimm, dass ich ihn nach geschlagenen vier Wochen Sickerblutung, Zwangsfütterung und eigener Behandlung einschläfern lassen wollte, denn auf dem Weg zum Katzenklo ist er umgefallen und lag schreiend in seinem eigenen Blut, er hatte einen Ikterus und alle Schleimhäute waren gelb, er stand kurz vor multiplem Organversagen. Ich gab ihm auf Empfehlung eines anderen Tierheilpraktikers hochdosiert Metacam, um eventuelle Schmerzen vor der Euthanasie zu unterdrücken und wunderbarerweise hörte die Blutung auf. Warum? Weil der entzündungshemmende Stoff in Metacam ganz bestimmte Enzyme blockiert, COX 2. Befindet sich also eine Entzündung im Körper, wird die COX 2 aktiviert, die für die entzündungstypischen Zeichen wie Schmerz, Schwellung, Rötung etc. verantwortlich ist. Diese Entzündungszeichen werden also durch das in Metacam enthaltene Meloxicam gehemmt. Mila wurde also nicht eingeschläfert, sondern ich bat den Tierarzt stattdessen, Infusion mit Elektrolyten und B12 zu geben. Unter Umständen rufen die Mykoplasmen-Schübe bei meinem Kater so schwere Entzündungen hervor, dass diese Stelle im Gaumen, anscheinend direkt über einer Arterie, immer wieder zum extremen Schwachpunkt wird, denn alle anderen Untersuchungen und auch die Biopsie haben absolut gar nichts als Ergebnis gezeigt.


Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie eine Katze all dies überleben kann. Ein späteres Blutbild in 2019 ergab sehr schlechte Leber- und Nierenwerte, was natürlich kein Wunder ist. Mila ist mittlerweile seit 13 Monaten ohne weiteren Schub (ich klopfe dabei immer auf Holz, sicherheitshalber…), da ich seine Behandlung komplett naturheilkundlich und seine Ernährung zumindest teilweise auf BARF umgestellt habe, und auch ein Darmfloracheck mit entsprechender Sanierung über Monate hinweg nicht fehlen durfte.


Alle Blutwerte sind wieder unauffällig, inkl. Leber und auch Nieren. Er ist jetzt 10 Jahre alt und hat tatsächlich sein halbes Leben schwer mit Mykoplasmen gekämpft, die auch immer noch im Körper vorhanden sind. Ich kann nicht ausschließen, dass wir wieder damit zu tun haben werden, aber jetzt spielt er wie ein junger Kater, bekommt 3-mal wöchentlich BARF, regelmäßig Homöopathien und Bioresonanz-Behandlungen, leber-/ nierenstärkende Mittel und andere Substanzen. Ohne die großartige Unterstützung von Kollegen und allen hilfsbereiten Therapeuten hätte ich das alleine nicht geschafft.


Selbst bei vierwöchiger Behandlung mit Doxycyclin werden Mykoplasmen nicht zur Gänze vernichtet und es können immer wieder Schübe auftreten, behaltet das bitte unbedingt im Hinterkopf!


Viele, die meinen ersten Artikel zu dem Thema gelesen haben, möchten jetzt sicherlich wissen, welche Mittel ich eingesetzt habe. Ganz ehrlich, ich kann es kaum noch sagen, denn auch wir mussten soviel ausprobieren. Es ist leider auch überhaupt nicht zielführend, z.B. die gleichen Homöopathien zu geben, denn jedes Tier ist wie wir Menschen individuell und muss auch dementsprechend behandelt werden.


Aber: Stärkung des Immunsystems ist das A und O, egal ob die Atemwege oder das Blut betroffen sind.


Dazu gehört:

  • Entzündungen in der Maulhöhle, Zahnfleischentzündungen, FORL behandeln lassen

  • Darmfloracheck mit entsprechender Darmsanierung, hier empfehle ich das Institut Enterosan und einen Therapeuten, der den richtigen Plan für Euch erstellt. Vor allem wichtig, wenn häufiger Antibiotika gegeben wurde, wovon ich wohl ausgehen kann

  • Bei Infektion der Atemwege unbedingt einen Abstrich machen und untersuchen lassen, es sind eben nicht immer nur Calici, Herpes oder Chlamydien

  • Wirklich gutes Futter geben und nicht verzweifeln, wenn die Umstellung nicht auf Anhieb klappt. Bei Mila hat es fast ein Jahr gedauert

  • Heilpilze können hilfreich sein, hier speziell der Coriolus und auch in Verbindung mit Reishi

  • Kolostrum ist eine gute Möglichkeit

  • Gemmoextrakte wie Ribes Nigrum und Rosa Canina setze ich gerne für das Immunsystem ein

  • Wunden und Entzündungen, welcher Art auch immer, bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern direkt behandeln lassen

  • Stress ist ebenfalls ein nicht zu verachtender Faktor, also versucht herauszufinden, was Euren Tieren Unbehagen oder eben Stress verursacht und stellt es ab, so gut wie es geht

Das sind wirklich nur allgemeine Empfehlungen und kein Behandlungsplan! Was einmal gut gewirkt hat, kann beim nächsten Schub trotzdem versagen und man muss wieder aufs Neue schauen. Es macht leider keinen Sinn, einfach die genannten Mittel zu kaufen und den Tieren zu geben. Es hängt davon ab, ob organische noch weitere "Baustellen" vorliegen, denn diese müssen immer mit in Betracht gezogen werden.


Mila, mein Schatz, ich bin unsagbar froh, dass wir das bis jetzt alles überstanden haben und ich durch dich so viel lernen durfte, auch wenn ich die vielen Wochen während deiner Krankheit verzweifelt und todunglücklich war. Dafür gibt es nachher wieder dein geliebtes Rindertartar aus dem Barfladen, mein wunderbarer und geliebter schwarzer Kater…


Vielen Dank, liebe Kerstin von Harten und Susanne Deutrich, denn Ihr habt mir wirklich wunderbare Unterstützung gegeben und ich hoffe es ist ok, dass ich Euch namentlich nenne!


Eure Carmen und Milarepa, seines Zeichens Überlebenskünstler und innig geliebter schwarzer Kater


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