Jetzt beginnt die Zeit der Gemütlichkeit. Das Wetter ist nasskalt, usselig wie man so schön sagt, und damit beginnt die Zeit der Nascherei. Einfach lecker!
Wie jedes Jahr gibt es dann Warnungen vor diversen Nahrungsmitteln, die unseren Hunden und Katzen gefährlich werden können. Vielleicht kann der eine oder andere diese „Mahnungen“ nicht mehr hören, aber ich gebe sie trotzdem, denn nach wie vor landen Tiere mit Vergiftungen als Notfall beim Tierarzt oder in einer Klinik. Ich verzichte aber auf all das biochemische „Zeug“, denn wichtig ist vor allem das Wissen um die Giftigkeit.
Gerade neugierige Welpen und Kitten gehen einfach an ALLES dran. Es obliegt Eurer Sorgfaltspflicht, nichts liegen zu lassen, das den Tieren Schaden zufügt und auch Kinder im Haushalt darüber aufzuklären, genauso Besucher, die vielleicht nicht soooo erfahren im Umgang mit Tieren sind.
Ich fange mal mit dem bekanntesten Beispiel an: Schokolade.
Was Schokolade für unsere Tiere gefährlich macht ist das enthaltene Theobromin in der Kakaobohne. Dieses wirkt insbesondere auf das zentrale Nervensystem die Muskulatur und kann folgende Symptome auslösen:
- Erbrechen
- Verstärkter Durst
- Gleichgewichtsstörungen
- Ataxie, also Ganganomalien
- Zitteranfällen
- Herzrasen
- epileptische Anfälle
Theobromin wird über die Leber verstoffwechselt und abgebaut, was bei unseren Tieren deutlich langsamer vonstattengeht, als bei Menschen. Mit anderen Worten: Es kann sich in der Leber anreichern und durch häufigeres Fressen von Schokolade steigt ein Vergiftungspegel langsam aber ständig an.
Je höher der Kakoanteil, desto höher die Menge an Theobromin und desto schlimmer die Vergiftung. Es ist also kein Spaß, wenn sich Hunde oder Katzen Weihnachts-leckereien schnappen.
Aber: ein Stück Vollmilchschokolade von lila Kühen hat dermaßen wenig Kakao, dass man nicht direkt in Panik verfallen muss. Es gibt hier einen tollen Rechner, mit dem die Gefährlichkeit gut abgecheckt werden kann: der Schokorechner für Hunde und Katzen!
Denn für Katzen gilt das Gleiche, nur sind hier geringere Mengen schon schädlich und die beschriebenen Symptome können früher auftreten.
Solltet Ihr euch nicht sicher sein, ruft beim Tierarzt oder einer Klink an und schildert, was passiert ist:
· Nehmt die Verpackung der Schokolade oder was auch immer das war, was euer Tier gefressen hat, zum Tierarzt mit, damit dieser über den Kakaoanteil auf die aufgenommene Menge Theobromin schließen kann (z. B. Zartbitterschokolade 5,7 mg/g, Milchschokolade 2,3 mg/g). Eine halbe Tafel Bitterschokolade (16 mg/g) kann übrigens für einen kleinen Hund wie einen Yorkshire Terrier tatsächlich bereits tödlich sein, wenn es nicht rechtzeitig entdeckt wird.
· Falls der Hund die Verpackung mit gefressen hat, sagt das bitte dem Tierarzt. Gerade so lustige Sachen wie Schoko-Baumschmuck in Alupapier und Befestigungsdraht oder ähnlichem verbleiben sonst als Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt und können noch größere Probleme wie z.B. Darmverschluß hervorrufen!
Wesentlich schlimmer als Schokolade: Xylit (Zusatzstoff E 967), auch bekannt als Birkenzucker
Vorab: Hier darf man wirklich KEINE MINUTE verlieren, sondern muss SOFORT zum Tierarzt oder Klinik. Bitte nicht erst Dr. Facebook oder Dr. Google fragen!
Xylit ist ein Zuckeraustauschstoff, der z.B. aus der Birkenrinde gewonnen wird und mannigfaltige Handelsbezeichnungen hat wie z.B. Eutrit, Kannit, Klinit, Xylite, Xyliton oder Newtol.
Er ist zu finden in Kuchen und anderen Backwaren, Süßigkeiten, Fruchtaufstriche, Softdrinks, Yoghurt, Eis, Zahncreme, Kaugummis, Gummibärchen, Kosmetika und und und…
Birkenzucker erhöht beim Hund stark die Ausschüttung des körpereigenen Insulins, welches den Blutzuckerspiegel regelt. Die Folgen sind dramatisch:
Innerhalb von einer Stunde – im schlimmsten Fall auch schon nach 10 Minuten, kann beim Hund eine extreme Unterzuckerung, Hypoglykämie, eintreten.
Außerdem wird die Leber meist stark geschädigt. Ohne schnelle Gegenmaßnahmen kann dies zum Tod führen. Dabei reichen schon 0,1 – 0,3 g Xylit pro Kilogramm Körpergewicht aus, um eine Unterzuckerung auszulösen. Ab 0,5 g pro Kilogramm kann beim Hund akutes Leberversagen auftreten. Bereits nach 1 bis 2 Stunden können Leberschäden entstehen. Bei einem Hund von 20 kg reichen dafür schon 2 Xylit-haltige Kaugummis aus. Ab 3 g pro Kilogramm Körpergewicht ist ein tödlicher Verlauf sehr wahrscheinlich.
Eine akute Xylit-Vergiftung bemerkt Ihr schnell an Eurem Hund anhand einer Reihe spezifischer Symptome. Dazu zählen:
- Erbrechen und Durchfall
- Herzrasen
- Sehstörungen
- Teilnahmslosigkeit
- Zittern bis epileptiforme Anfälle
Im späteren Stadium: gelbe Schleimhäute durch Leberversagen.
Ist die Vergiftung durch Xylit und die Schädigung der Leber sehr weit fortgeschritten, kommt es zum Zusammenbruch des Hundes und er fällt unter Umständen sogar ins Koma.
Nochmal: Bitte alle Lebensmittel mit Birkenzucker IMMER ausser Reichweite von Hunden aufbewahren, keinen Kuchen oder was auch immer irgendwo stehen lassen. Wenn Ihr Euch unsicher seid, welches Süßungsmittel, drin ist, studiert das Etikett und schaut, ob Ihr einen der oben genannten Synonyme findet.
Bei Katzen wurden übrigens in der wissenschaftlichen Literatur keine Fälle von Vergiftungen erwähnt.
Als Drittes im Bunde: Macadamianüsse
Auch hier ist es ganz einfach: Keine Macadamianüsse für Hunde!
Bereits 4 Nüsse reichen aus, um bei einem Hund mit 20 kg Körpergewicht eine schwere Vergiftung zu erzeugen. Die Macadamianuss enthält für den Hund giftige Glykoside, wobei das genaue Toxin wohl noch unbekannt ist. Es scheint in jedem Fall das zentrale Nervensystem anzugreifen und kann folgende Symptome hervorrufen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Magenschmerzen
- Bei einer sehr starken Vergiftung können Schwäche und Bewegungsstörungen in den Hinterläufen auftreten.
- Es können Krämpfe, Lahmheit, Zittern, Steifheit folgen.
- Der Hund kann ebenso Fieber bekommen und die Schleimhäute können blass werden.
Gottseidank ist der Verlauf nicht so extrem wie bei Birkenzucker und häufig verschwinden die Symptome nach ca. 48 Stunden. Nichtsdestotrotz sollte das einfach vermieden werden, denn jegliche Form von Giften hat in unseren Tieren einfach nix zu suchen.
Hier kann tatsächlich versucht werden, mittels der Gabe von Aktivkohle die Toxine zu binden und auszuschleusen (1-4g/kg des Hundes in Wasser auflösen (1g auf 5ml Wasser)). Trotzdem macht es Sinn, zumindest dieses Vorgehen je nach Schwere von Symptomen mit einem Tierarzt abzustimmen.
Bitte macht keine Selbstversuche, ohne genaue Kenntnis von den aufgenommenen Stoffen zu haben und versucht nicht, eure Tiere z.B. selber zum Erbrechen zu bringen. Vergiftungen gehören als Notfall wirklich in kundige Hände.
Weitere Dinge, an die Hunde und Katzen am besten erst gar nicht drankommen sollten:
- Pflanzen wie Amaryllis, Stechpalme, Christrose, Weihnachtsstern und Misteln,
ebenso Tannennadeln
- Auch das Wasser, in dem ein Tannenbaum steht ist nicht ohne und Tiere sollten nicht von diesem Wasser trinken können!
- Deko wie Lametta, Weihnachtskugeln, Geschenkband und alles, was durch Verschlucken einen Darmverschluss oder innere Verletzungen verursachen könnte, also auch keine kleinen Spielzeuge rumliegen lassen
- Synthetische Duftöle, aber auch unverdünnte reine ätherische Öle
- Sprühschnee, den manche weiß der Geier wohin sprühen wollen: Lasst es bitte
- Kerzen, denn so Schwanz brennt schneller, als man glaubt
- Rosinen
- Muskatnuss
Es gibt eine tolle Seite, wo Ihr Euch über die Giftigkeit von Stoffen informieren könnt:
Ich habe nur die Dinge aufgeführt, die tatsächlich Jahr für Jahr häufig als Notfälle beim Tierarzt landen und die Liste ist sicherlich nicht komplett. Es geht mir darum, Euch ein wenig für das Thema zu sensibilisieren, denn lieber ein paar Gedanken vorher machen, als Heiligabend oder an welchem Tag auch immer, Stunden in der Tierklinik zu verbringen und um sein Tier zu bangen. Zur Sicherheit ist es sinnvoll, Telefonnummern von Kliniken oder Nottierärzten parat zu haben, die über die Feiertage zuständig sind.
Ich wünsche Euch und allen Vierbeinern eine schöne Adventszeit, bleibt bitte alle gesund und munter...
Eure Carmen
Zertifizierte Tierheilpraktikerin
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